MAF Räderscheidt

Von Denise Steger
13. Juni 2015

                                                     

Wenn ich den Pinsel hebe, um ein wildes Wesentliches zu dirigieren, mischt die Farbe das Licht auf. Mit schier unendlicher Liebe treib sie die Form aus ihrem Rahmen, und nichts ist, wie es scheint. Kein Klecks sitzt anschließend nicht genau dort, wo ich ihn haben will, in Freiheit.
Ich lebe aus – durch – mit – in der Malerei und teile meine Lust dem mit, der schaut.

Dieses Statement, das MAF Räderscheidt anlässlich ihrer Ausstellung mit dem deutungsreichen Titel „Die Angst der Geister in nächtlichen Gärten“ in der Prova-Galerie in Linz am Rhein äußerte, bezeichnet ihr Werk auf den Punkt genau. Noch bis zum 28. Juni zeigt die Künstlerin mehr als 15 ihrer großformatigen Ölgemälde. Es sind traumhafte Visionen, geprägt von subtiler Kulturkritik und tiefen Zivilisationsängsten. Die Farbigkeit ihrer Bilder ist aufwühlend, die hohe Emotionalität in Form gebannt – in einer komplexen Bildanlage, die es für den Betrachter gilt, zu ergründen.


MAF (Martha Angelika Felicitas) Räderscheidt, die als Enkelin von Marta Hegemann und Anton Räderscheidt aus einer berühmten Rheinischen Künstlerfamilie stammt, studierte an den Kölner Werkschulen und schloss ihr Studium als Meisterschülerin von Marianne Kohlscheen ab. Nachdem sie in jungen Jahren mit meisterhaften Grafiken auf sich aufmerksam gemacht hatte, wendete sie sich zunehmend der Malerei zu. 2012 gründete die sozial hoch engagierte Künstlerin in dem kleinen Eifelort Schleiden, direkt am Marktplatz das Kulturzentrum „Kultuschock Schleiden“. Hier hat sie nicht nur ihr Atelier und Ausstellungsräume, sondern organisiert Konzerte, Malaktionen, und betreibt viele weitere Aktivitäten, insbesondere gibt sie ausgesetzten und kranken Tieren hier ein liebevolles Zuhause. Kunst und Leben treffen sich in dieser Einrichtung und finden in der Person von MAF eine unauflösliche Einheit. 
 

 

MAF Räderscheidt: „bodenlos“, Öl auf Leinwand, 2015


Die Künstlerin MAF ist ein Mensch, der sich sorgt und kümmert, aber sich auch ängstigt vor dem Zustand unserer Zivilisation, dem Verhältnis von Mensch zu Mensch, Mensch zu Tier und dem vom Menschen zur Natur. Es ist offensichtlich, dass dieses Verhältnis längst nicht mehr im Lot ist, sich nur vermeintlich zugunsten des Menschen verschoben hat, aber die „heile Welt“ nur über einer dicken Decke der Verdrängung existieren kann. MAF Räderscheidt durchbricht diese Decke mit ihren Werken wie ein Vulkan und lässt den Betrachter tief schauen.

 

MAF Räderscheidt: „dead waters“, Öl auf Leinwand, 2015


Mit eruptiver Energie inszeniert sie ein Welttheater voller Mythos und Pathos – in einer Zeit, wo es Mode ist „cool“ zu sein hat sie den Mut zur Leidenschaft und
  hoher Emotionalität. Eine Emotionalität, die sich vor allem in ihren starken Farben (deren besondere Leuchtkraft von selbst hergestellten Ölfarben herrührt) äußert, die den Rahmen sprengen würden, wenn sie nicht durch die Form gezügelt würden.

 

MAF Räderscheidt: „Brot und Spiele“, Öl auf Leinwand, 2015


A
ber auch die Form ist hochkomplex, vielschichtig, und immer in Bewegung, verschiedene Ebenen scheinen zu rotieren, tauchen auf, verschwinden wieder, paaren sich mit anderen Ebenen.… der Blick des Betrachters wird wie durch einen unsichtbaren Sog in das Bild hineingezogen, das ihn nicht mehr loslässt.

 

MAF Räderscheidt: „Sturmzeit“, Öl auf Leinwand, 2015


MAF Räderscheidt ist eine Meisterin der großen Bildanlage, ihre geschwungenen Formen bringen den Gegenstand zum Wallen, aber sie ist auch eine Meisterin des liebevollen Details, mit der sie ihre Werke abrundet.

 

MAF Räderscheidt: „Der letzte Vorhang“, Öl auf Leinwand, 2015


Nichts ist, wie es scheint, die Motive, vielfach deutbar, changieren, fließen ineinander zu einer unauflöslichen Einheit, bestimmt durch das Thema, das, im Spannungsfeld zwischen Aktualität und Universalität sich im Visionären Raum schafft.

 

MAF Räderscheidt: „Hetzjagd“, Öl auf Leinwand, 2015


MAF Räderscheidt erzählt vom Kampf ums Überleben, von Flucht und Verzweiflung, von Angst, von Trauer, vom Tod, von zerplatzten Illusionen, aber auch von Freude und Hoffnung. Sie erzählt von den Tieren, von den Menschen, von der Landschaft, in der alle gegen-, mit-, oder auch ineinander leben.

 

MAF Räderscheidt: „Jenseits der Erinnerung“, Öl auf Leinwand, 2015


Und überall in ihren Werken tritt ihre große Liebe zur Schöpfung und zu den Geschöpfen dem Betrachter entgegen. Eine Liebe, die Hoffnung macht und Kraft gibt, Kraft angesichts eines Werkes, das in den wenigen Monaten dieses Jahres geschaffen wurde, in einer Meisterhaftigkeit, die ihres gleichen sucht.

 

MAF Räderscheidt: „Lust auf Leben“, Öl auf Leinwand, 2015

 

MAF Räderscheidt
Die Angst der Geister in nächtlichen Gärten
Prova-Galerie, Vor dem Leetor 26, 53545 Linz am Rhein



6. – 28. Juni 2015, geöffnet täglich von 11 – 16 Uhr 

www.maf-art.com
www.prova-gallery.com

 

 

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