Rheinland-Pfälzische Künstler nach 1947

Von Bernd Willscheid
29.7.2014

RLP 

Bis zum 12. Oktober 2014 zeigt das Roentgen-Museum Neuwied die Ausstellung „Rheinland-Pfälzische Künstler nach 1947“. Veranstaltet wird die Präsentation anlässlich des Rheinland-Pfalz-Tages 2014, der vom 18. bis 20. Juli in Neuwied stattfand. Gezeigt werden 80 Kunstwerke von rund 40 Künstlern, die nach der Gründung des Bundeslandes Rheinland-Pfalz am 18. Mai 1947 hier wirkten bzw. hier ihre Geburtsstätte oder ihren Sterbeort hatten. Es war die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, eine Zeit, in der es einen Aufbrauch gab, einen Neubeginn, der sich auch in der bildenden Kunst zeigte. Während des Nationalsozialismus war der freiheitliche und moderne Geist in der Kunst verdrängt worden. Künstlerische Entfaltung fand bei den Künstlern, die nicht verjagt oder verfolgt wurden, lediglich im Verborgenen statt.

Eine Befreiung vom Zwang der von den Nazis gebilligten gegenständlichen Kunst bedeutete in den Nachkriegsjahren bei zahlreichen Künstlern auch eine Befreiung von Krieg und Terror. Viele Künstler sahen daher ihre Chance in der ungegenständlichen Kunst, in der Abstraktion, die aber auch zu heftigen Debatten in Künstlerkreisen und bei Kunstinteressierten führte.

Die abstrakte Kunst etablierte sich im Laufe der folgenden Jahre. Allerdings ihr Anspruch, nur sie allein sei zeitgemäß, und die damit verbundene Abwertung gegenständlicher Kunstrichtungen bestätigte sich als zu einseitig und war somit änderungsbedürftig. Gegenständliche und ungegenständliche Arbeiten, deren Grenzen oft fließend sind, finden sich weiterhin in den Kunstausstellungen.

Schon 1946, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und noch vor der Gründung von Rheinland-Pfalz, fanden erste Kunstausstellungen statt, so in der „Alten Burg“ in Koblenz, im kurfürstlichen Schloss in Mainz oder auch im Roentgen-Museum Neuwied, das damals den Namen „Kreismuseum“ trug und sich bis auf den heutigen Tag den zeitgenössischen Künstlern vor allem der Mittelrheinregion widmet.

Blick in die Ausstellungsräume

Nicht allzu lange nach der Landesgründung bildete sich 1948 der Landesberufsverband bildender Künstler (BBK), der die Aufgaben der berufsständischen Interessenvertretung übernahm. Erster Vorsitzender war der Koblenzer Künstler Hans Dornbach, dessen Werke auch in der Ausstellung vertreten sind. 1949 fand die erste Ausstellung der ein Jahr vorher neu gebildeten „Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler am Mittelrhein“ (AKM) in Koblenz statt. Dornbach übernahm auch hier den ersten Vorsitz. In der Pfalz hatte sich 1946 die Künstlervereinigung „Pfälzische Sezession“ gegründet, und 1948 war die „Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler“ (APK) wieder ins Leben gerufen worden.

In den 50er Jahren fanden die ersten „Landeskunstausstellungen“ statt. 1954 bildete sich ein eher lockerer Zusammenschluss, die „Neue Gruppe Rheinland-Pfalz“ in Mainz. Ein Teil der „Staatlichen Bau- und Kunstschule“ wurde 1953 zur Landeskunstschule erhoben. Der erste Kunstpreis Rheinland-Pfalz ging 1956 an Emy Roeder. Einer der ersten Künstler, die seit 1959 mit dem „Förderpreis für junge Künstler“ bedacht wurden, war Johann Georg Müller. Beide Künstler sind ebenfalls in der Ausstellung vertreten. Diese frühen Kunstausstellungen sowie Aktivitäten der Künstlergruppen und Künstlerverbände trugen also wesentlich am Wiederaufbau des kulturellen Lebens in Rheinland-Pfalz bei.

Mit dieser Ausstellung möchte das Roentgen-Museum einen Einblick in das Kunstschaffen im frühen Rheinland-Pfalz geben und auf die Tendenzen der folgenden Jahrzehnte aufmerksam machen. Präsentiert werden 80 Gemälde, Grafiken, Fotografien und Skulpturen von rund 40 Künstlern, überwiegend bereits verstorbenen Künstlern sowie auch von hochbetagten Künstlern, deren Bekanntheitsgrad weit über die Grenzen von Rheinland-Pfalz hinaus gestrahlt hat bzw. heute noch ausstrahlt. Bei den Kunstwerken handelt es sich um Leihgaben aus der Kunstsammlung des Landes Rheinland-Pfalz, aus den Landesmuseen Mainz und Bonn, dem Mittelrhein-Museum Koblenz, der Kunstsammlung der Sparkasse und des Landkreises Neuwied sowie aus Privatbesitz.

Auf die Künstler, deren Werke in der Ausstellung präsentiert werden, soll hier näher eingegangen werden.

Einer der Künstler, der das Bundesland Rheinland-Pfalz nur kurze Zeit erlebte, war der Koblenzer Maler Hanns Sprung, 1884 geboren, am 6. Februar 1948 verstorben. Er ist wohl der bedeutendste Koblenzer Maler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. An den Kunstakademien Düsseldorf und Karlsruhe studiert, war er Meisterschüler von Wilhelm Trübner. In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen zählte er zu den Mitbegründern der das Koblenzer Kulturleben prägenden Künstlervereinigung „Das Boot“ und schloss Freundschaft mit zahlreichen Koblenzer Künstlern. Zu seinem Andenken stiftete die Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler am Mittelrhein 1974 den „Hanns-Sprung-Preis“.

Wie Hanns Sprung in den 1880er Jahren geboren, finden wir weitere Künstler aus dieser Generation, die ihre späteren Lebensjahre in Rheinland-Pfalz verbrachten: Otto Dill, Pitt Kreuzberg, Gerhard Marcks und Hans Purrmann. Vor allem Dill, Purrmann und Marcks zählen sicher mit zu den bekanntesten Künstlern in der Ausstellung; ihre Werke finden sich heute in international bedeutenden Museen.

Der aufgrund seiner bevorzugten Motive als „Löwen- oder Pferde-Dill“ benannte Maler Otto Dill war Meisterschüler des Impressionisten und Tiermalers Heinrich von Zügel. In der Pfalz 1884 geboren und 1957 verstorben, nahm er in den 20er Jahren als Mitglied der Münchener Sezession an deren Ausstellungen teil und wurde Professor an der dortigen Kunstakademie. Neben Max Slevogt gilt Otto Dill heute als bedeutendster Maler der Münchener Schule in der Pfalz.

 

Otto Dill, Reiter im Park, Öl, Landesmuseum Mainz

Hans Purrmann studierte in Karlsruhe und München. Sein Lehrer war Franz von Stuck. In Paris war er mit Matisse befreundet und zählte zum Umkreis des berühmten „Café du Dôme“, wo die Pariser Bohème verkehrte. Später ließ er sich in Berlin nieder. Nach 1933 wurde er von Malerkollegen angefeindet, die den Nationalsozialisten nahestanden. Als einer der wenigen Künstler nahm er trotz der Anfeindungen an der Beerdigung von Max Liebermann teil. Sein 1932 entstandenes Wandbild für den Speyerer Kreisratssaal, eine Allegorie der Kunst und Wissenschaft, war den Nazis ein Dorn im Auge. Es wurde unter einer Hakenkreuzfahnen-Draperie versteckt und überlebte so die Zeiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den Purrmann in Florenz und im Tessin, hier in Nachbarschaft zu Hermann Hesse, verbrachte, trat er 1947 der „Pfälzischen Sezession“ bei. Er wurde Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Speyer, 1957 erhielt er als einer der ersten den Kunstpreis Rheinland-Pfalz. Die Ausstellung zeigt das Landschaftsbild „Montagnola“ sowie ein Selbstbildnis, Leihgaben des Landesmuseums und des Kultusministeriums Mainz.

 

Hans Purrmann, Montagnola, 1949/50, Öl, © GDKE-Landesmuseum Mainz (Ursula Rudischer)


Gerhard Marcks
, der in Berlin geborene Bildhauer und Grafiker arbeitete in jungen Jahren mit Richard Scheibe und Georg Kolbe zusammen. Später wurde er an das Bauhaus in Weimar berufen. Er pflegte Freundschaft mit Ernst Barlach, Lyonel Feininger und Oskar Schlemmer. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte er in Hamburg und Köln. Marcks wird kaum mit Rheinland-Pfalz in Verbindung gesetzt. Aber seine letzten Lebensjahre verbrachte er dann bis zu seinem Tod 1981 in der Eifel, wo er sich in Burgbrohl ein Landhaus erworben hatte. Dass Marcks eine Zeit lang in Rheinland-Pfalz gelebt hat, ist kaum bekannt. Das Landesmuseum Bonn stellte eine Skulptur und das Mittelrhein-Museum Koblenz zwei Grafiken zur Verfügung.

 

Im Vordergrund: Gerhard Marcks, Sitzendes Mädchen, 1945, Bronze, Landesmuseum Bonn
Im Hintergrund: Josef Wittlich, Zwei Damen, Plakatfarbe, Sammlung Sparkasse Neuwied, rechts: zwei Holzschnitte von Gerhard Marcks, Schwarzer Stier und Die Trommler, Mittelrhein-Museum Koblenz

Der aus einer Ahrweiler Unternehmerfamilie mit jüdischen Wurzeln stammende Pitt Kreuzberg studierte in Düsseldorf, bildete sich aber als Autodidakt weiter, da man ihm „fehlendes Talent“ nachsagte. Die Nazi-Zeit überstand er ohne familiäre Verluste und ohne Berufsverbot, obwohl er aus Protest gegen die Diskriminierung jüdischer Künstlerkollegen aus der Düsseldorfer Vereinigung „Der Malkasten“ austrat. Dem Expressionismus zugewandt, nahm in späteren Jahren seine Malerei den Stil der „Jungen Wilden“ der 80er Jahre vorweg.

Erfolgreich zur Zeit des Nationalsozialismus war Hanna Cauer. Sie stammte aus einer bekannten Bad Kreuznacher Bildhauerfamilie. Wenn auch Familien des Wiederstandes wie die Bonhoeffers, die Dohnányis oder Yorcks von Wartenberg zur Verwandtschaft zählten, so nutzte sie in Berlin vor allem aber ihre verwandtschaftlichen Kontakte in höchste politische Kreise der Nationalsozialisten, um zahlreiche Staatsaufträge zu erhalten. Auch beteiligte sie sich 1937-44 jährlich an der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ in München. Nach der Zerstörung ihres Berliner Ateliers durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg kehrte sie in ihre Geburtsstadt Bad Kreuznach zurück, wo sie bis zu ihrem Tod weiterhin intensiv künstlerisch tätig war.

Anfangs den Nationalsozialisten nahe stehend, aber bald aus dem öffentlichen Leben zurückgetreten, war der aus Mayen stammende Emil van Hauth. In den 20er Jahren zählte er in Koblenz zu den Mitgliedern der Künstlergruppe „Das Boot“, später ging er nach Berlin. Erfolgreich mit seinen expressiven und kubistischen Werken stand er, sicher auch dank seiner Ehefrau, der Tänzerin und UFA-Filmschauspielerin Grit Hegesa, in Kontakt mit Künstlern wie Max Beckmann, Gustav Gründgens, Emil Nolde oder George Grosz. 

Künstler, deren Werke als „entartet“ galten, waren der Mainzer Maler Fathwinter, der Koblenzer Maler Johann Georg Müller oder die Mainzer Bildhauerin Emy Roeder. Fathwinter, mit eigentlichem Namen Franz Alfred Theophil Winter, war Gastschüler bei Max Beckmann und Willi Baumeister an der Frankfurter Städelschule, auch lernte er Alexej von Jawlensky und Gabriele Münter kennen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er zu den Protagonisten der abstrakten Kunst und verteidigte die Bedeutung dieser Malerei in zahlreichen Diskussionen. 1972 erhielt er den rheinland-pfälzischen Staatspreis für Malerei. Ebenfalls eher der abstrakten Formensprache und mit großer Experimentierfreude bediente sich in den Nachkriegsjahrzehnten auch der in Koblenz geborene, später in Bonn lebende Herm Dienz.

 

Fathwinter, In-Formation WAONOY, Collagemischtechnik, Landesmuseum Mainz


Johann Georg Müller
, 1913 in Ludwigshafen geboren, 1986 in Koblenz gestorben, sollte eigentlich Architekt werden, wechselte aber dann zur Kunst. Von den Nazis erhielt er Ausstellungsverbot, er emigrierte nach Paris. Bei einem späteren Besuch 1939 in Deutschland wurde er von der Gestapo verhaftet und in ein Straflager gebracht. Seit 1950 in Koblenz lebend, sind seine Darstellungen auf geometrische Grundformen reduziert und muten kubistisch an.

 

Johann Georg Müller, Zirkustisch, Öl, Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Mainz

Beschlagnahmt und als „entartete Kunst“ in München gezeigt, wurde die Skulptur „Die Schwangere“ von der Bildhauerin Emy Roeder, wenn auch ihr Mann, der Bildhauer Herbert Garbe der NSDAP beigetreten war. Für weitere Werke erhielt sie Ausstellungsverbot. In Italien lebend wurde sie nach der Befreiung des Landes von der faschistischen Diktatur 1944 von den Alliierten für ein Jahr interniert, bis sie auf Initiative Hans Purrmanns und weiterer Freunde frei kam. Anfang der 50er Jahre erhielt sie einen Lehrauftrag an der Landeskunstschule Mainz und lebte dort bis zu ihrem Tod als freischaffende Künstlerin. Sie nahm an der documenta 1 in Kassel teil, erhielt u. a. den Kunstpreis von Rheinland-Pfalz und der Stadt Mainz.

Der Bildhauer und Hochschullehrer Kurt Schwippert erhielt während des Nationalsozialismus trotz der Beschlagnahmung einiger seiner Arbeiten neben einem Staatsstipendium auch staatliche Aufträge. Seit 1930 hatte er sein Atelier in Hühnerbach in der Eifel, wo er 1983 verstarb. Nach dem Krieg war er Dozent an mehreren Werkkunstschulen, später Professor für Bildhauerei und Bauplastik.

Für das Kulturleben der Nachkriegszeit am Mittelrhein waren der anfangs bereits erwähnte Hans Dornbach, aber auch Hanns Altmeier, der Bruder des ersten rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten, oder Karl Bruchhäuser führende Künstlerpersönlichkeiten.

Dornbach und Altmeier wurden Präsidenten des Berufsverbandes Bildender Künstler in Rheinland-Pfalz und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler am Mittelrhein. Karl Bruchhäuser zählte zu den Gründungsmitgliedern.

1948 veröffentlichte Bruchhäuser sein „Manifest an die Kunstschaffenden“, in dem er seine Position als Maler des Gegenständlichen darlegte und sich bewusst vom Weg der abstrakten Moderne abkehrte. Aufgrund eines Stipendiums des Landes Rheinland-Pfalz nahm er wie einige Jahre später auch der in Litauen geborene, in Neuwied-Rodenbach lebende Maler Ewald Robbert an der „Internationalen Sommerakademie“ in Salzburg teil, wo beide Unterricht bei Oskar Kokoschka erhielten. Kokoschkas „Schule des Sehens“ prägte die Künstler. Robbert, gleich Bruchhäuser eher ein Maler des Neoimpressionismus, erhielt weiteren Unterricht bei international bekannten Künstlern wie Emilio Vedova in gegenstandsloser Malerei sowie bei Giacomo Manzu in Skulptur. Dem Neuwieder Roentgen-Museum waren Robbert und vor allem Bruchhäuser sehr verbunden, der Vater Bruchhäusers war lange Jahre Landrat in Neuwied.

 
Ewald Robbert, Niederwerth, Öl, Privatbesitz, und Akt, Aquarell (Studie bei Oskar Kokoschka), Roentgen-Museum Neuwied


Edgar Ehses und Edvard Frank waren Maler, deren Motive sich eher an klassischen Darstellungen orientierten.
Edgar Ehses aus Trier hielt sich in jungen Jahren mehrmals in Paris auf und schloss Freundschaft mit dem Kubisten Georges Braque. Zu seinen Werken zählen Stillleben, Landschaften und an das klassische Altertum erinnernde figürliche Darstellungen. In späten Jahren, um 1960, fertigte er kleinformatige Tuscheaquarelle mit feinen abstrakten Kompositionen. Eine solche Arbeit ist auch in der Ausstellung zu sehen. Auf dem Kunstmarkt nicht unbedeutend sind Edvard Franks Aquarelle, oft erotischer Art. In Trier, Köln und Berlin, dort bei Karl Hofer, studiert, zählte er später zu den Mitbegründern der Pfälzischen Sezession und der Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler am Mittelrhein. Der Pfälzischen Sezession angehörig war auch Rolf Müller-Landau, 1903 in Südchina, wo sein Vater als Missionar gewirkt hatte, geboren. Seit 1930 arbeitete er in Landau und fügte seinem Familiennamen „Müller“ den Namen der Stadt hinzu. Er stand dem Kubismus nahe und entwickelte sich zu einem der bedeutendsten rheinland-pfälzischen Maler.

Der aus Koblenz gebürtige Bildhauer Kurt Lehmann war u. a. mit Gerhard Marcks befreundet. 1955 nahm er an der documenta 1 in Kassel teil. 1960 erhielt er den Staatspreis von Rheinland-Pfalz. Seine Arbeiten befinden sich an zahlreichen öffentlichen Bauten. Sein drei Jahre jüngerer Künstlerkollege, der Maler Max Rupp aus Idar-Oberstein, wurde 1987 mit dem rheinland-pfälzischen Kunstpreis ausgezeichnet. Auch er erhielt viele Ehrungen, war Mitglied der Pfälzischen Sezession, Mitbegründer und Ehrenpräsident der AKM in Koblenz.

                               

Karl Bruchhäuser, Wiesenlandschaft, Roentgen-Museum Neuwied
Rudi Scheuermann, Katze, Roentgen-Museum Neuwied

Max Rupp, Symmetrische Spannung, 1973,Öl, Landesmuseum Mainz
Edith Peres-Lethmate, Harlekin, V4A-Stahl, Privatbesitz


Als Künstler und Designer in Höhr-Grenzhausen tätig oder mit Höhr-Grenzhausen eng verbunden waren
Eugen Keller, Albrecht Klauer-Simonis und die nicht nur in Neuwied bekannte Bildhauerin Gisela Schmidt-Reuther. Gisela Schmidt-Reuther begann in Höhr-Grenzhausen ihre Studien und führte sie in Frankfurt, in Karlsruhe, Berlin und Trier fort. Später erhielt sie einen Lehrauftrag an der Staatl. Werkschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen. Ihr Atelier als freischaffende Bildhauerin hatte sie in Rengsdorf. 2009 verstorben, befindet sich der größte Teil ihres Nachlasses im Keramikmuseum Höhr-Grenzhausen.

Der aus Cochem-Cond stammende Bildhauer Werner Franzen, die in Koblenz wirkenden Maler Heijo Hangen und Heinz Kassung, die Bildhauer Edith Peres-Lethmate und Rudi Scheuermann sowie der Maler und Fotograf Manfred Stiebel zählen zu einer jüngeren Generation von rheinland-pfälzischen Künstlern, deren Werke in der Ausstellung vertreten sind. Heijo Hangen, 1927 geboren, begann 1952 mit seinen konstruktivistischen Arbeiten. Bekannt wurde er 10 Jahre später für seine für ihn typische Modulform, die aus einer Aufteilung des Quadrates in Dreieckselemente besteht. Heijo Hangen lebt heute noch als einziger Künstler in dem von Hans Dornbach ins Leben gerufenen Künstlerhaus auf dem Asterstein bei Koblenz. Für die Ausstellung stellte er zwei frühe Arbeiten aus den 50er Jahren bereit. Im Künstlerhaus Asterstein hatte auch Heinz Kassung von 1962-67 sein Atelier. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen. So auch Manfred Stiebel, der sich mit experimenteller Fotografie, der Fotografik und der gegenstandslosen Malerei beschäftigte, darüber hinaus lange Jahre Vorsitzender der AKM war. Edith Peres-Lethmate und Rudi Scheuermann sind vielen durch ihre bildhauerischen Arbeiten vor allem im öffentlichen Raum bewusst. Kleinere Arbeiten befinden sich in zahlreichen Privatsammlungen.

 

Heijo Hangen,4 ungleiche Gruppen, Öl/Lack, und Komposition 10/54, Öl/Lack, Privatbesitz


Neuwied und seinem Roentgen-Museum eng verbunden waren die Künstler Bert Britz aus Rengsdorf, Otto Buhr aus Kurtscheid, Bernhard Hofer aus Linz am Rhein sowie Bodo Mans aus Rheinbrohl. Die mehr oder weniger provokanten Szenen, die
Bert Britz ist seinen realistisch-surrealistischen Werken malerisch widergibt, beeindrucken den Betrachter und lassen Geschichten erzählen. Otto Buhr als Vertreter der informellen Malerei war nicht nur ein angesehener Kunstmaler, auch ein erfolgreicher Architekt. Mit Neuwieder Künstlern gründete er die Vereinigung „Gruppe 93“ und war deren langjähriger Vorsitzender. Bernhard Hofer widmete sich der konstruktivistischen Malerei und Grafik, gründete mit anderen Künstlern den Kunstverein in Linz, auch erhielt er den dortigen Kulturförderpreis. Sein schönes Atelier mit Galerie befindet sich im historischen Rheintor von Linz und wird heute noch von seiner Frau betreut. Bodo Mans war Mitbegründer der Künstlervereinigungen „Muffel-Gruppe“, der „Objekte 71“ und der „Gruppe 93“. Seine vor allem grafischen Arbeiten lassen seine tiefe Sehnsucht nach südlichen Landschaften erkennen. Er wirkte als Industrie-Designer bei einem Westerwälder Keramikhersteller; der originale „Römertopf“ ist seine Schöpfung.

 


Otto Buhr, Ikarusblau, Kunstharz, Privatbesitz
Emy Roeder, Selbstbildnis, Lithographie, Privatbesitz und Selbstbildnis, Bronze, Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Mainz
Rechts: Heinz Kassung, Stillleben, Öl, Mittelrhein-Museum Koblenz


Auch Werke eines Künstlerpaares sind in der Ausstellung vertreten: der 2011 verstorben Linzer Bildhauer Günther Oellers und seine im vergangenen Jahr ihren 90. Geburtstag feiernde Ehefrau Edith Oellers-Teuber.
Günther Oellers studierte in Köln und in Paris. Er traf bedeutende Bildhauer wie Ossip Zadkine und Constantin Brancusi, aber auch Heinrich Böll, Joseph Beuys und Georg Meistermann. An der Düsseldorfer Kunstakademie erhielt er zeitweise einen Lehrauftrag. Während seines Studiums in Köln lernte er seine Ehefrau Edith (Oellers-)Teuber kennen, die dort Malerei und Grafik bei Friedrich Vordemberge studierte. Beide erhielten zahlreiche öffentliche Aufträge sowie Preise und Ehrungen.

Ein Außenseiter in der Präsentation des Roentgen-Museums ist sicher der 1903 in Neuwied-Gladbach geborene Maler Josef Wittlich. Als Knecht in der Landwirtschaft und als Arbeiter in einer Keramikfabrik in Höhr-Grenzhausen verdiente er sich seinen Lebensunterhalt. Unter den Nationalsozialisten fast ein Opfer der Euthanasie geworden, erlebte er den Zweiten Weltkrieg. In seiner Freizeit war er als Autodidakt künstlerisch tätig. Inspiriert von Versandhauskatalogen, Broschüren und Illustrierten malte er – oft belächelt - prominente Persönlichkeiten seiner Zeit: den Papst, Königinnen, Prinzenpaare und Mannequins, mal mehr, mal weniger bekleidet. Die Portraits der Queen oder von Königin Sirikit von Thailand schmücken heute manches Wohnzimmer der hiesigen Region. Weitere Motive Wittlichs sind Schlachten-Szenen, Soldaten, Kreuzwegstationen und Stadtansichten. 1967 wurde er von dem Künstler Fred Stelzig entdeckt, der erste Ausstellungen mit seinen Werken initiierte. Wittlich ist kein Naiver, sein Stil lässt sich heute vielmehr der Pop-Art von Roy Lichtenstein und Andy Warhol zuordnen. Ein umfangreiches Verzeichnis seiner Werke, dessen Herausgabe u. a. vom Land Rheinland-Pfalz gefördert wurde, konnte Anfang 2014 in Höhr-Grenzhausen vorgestellt werden.

Für die Ausstellung musste, bedingt durch die vorhandenen Räumlichkeiten, eine Auswahl der rheinland-pfälzischen Künstler getroffen werden. Ihre qualitätsvollen Kunstwerke, die nun in Neuwied präsentiert werden, beeindrucken den Betrachter und lassen manche Erinnerungen an die Künstlerpersonen sowie an deren Wirkungszeit, die Nachkriegsjahrzehnte, lebendig werden.

22.6. – 24.8. 2014 verlängert bis 12.10.2014!

Roentgen-Museum Neuwied

Raiffeisenplatz 1a, 56564 Neuwied

www.roentgen-museum-neuwied.de

Einen virtuellen Rundgang durch die Ausstellung von Wolfgang Thillmann finden Sie hier:

http://www.thillmann-collection.de/panos/rmn_rp_2014/index.html

 

 

 

 

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