Bilder der Reise - Rainer Roßbach im Portrait

Von Denise Steger
26.11.2013

Rainer Roßbach 

Rainer Roßbach erzählt vom Fahren, vom Unterwegssein in der ganzen Welt, in Indien, Italien, den USA und vielen Orten in Deutschland. Er erzählt von den zahlreichen Dingen, die ihm begegnet, an ihm vorbeigezogen sind, mal flüchtig, mal intensiv, die seinen Blick trafen und wieder verließen: Straßenränder, Zeichen, Industrieanlagen, Äcker, Wortfetzen, Plakate, Tiere… Er nimmt sie auf, unzählige, isoliert sie aus dem visuellen Strom mit seiner Kamera und durch seine Skizzen und schafft einen „großen Baukasten“ voller Versatzstücke - Rohmaterial für sein grafisches Werk. Seine Arbeit findet an den Übergängen von digitaler Struktur, Typografie, Fotografie, Zeichnung und Malerei statt.

Rainer Roßbach erzählt in seinen Bildern seine Reisen neu, benutzt bewusst eine Sampling-Technik, bringt Unterschiedliches in eine klare Formensprache, fügt über einen topographischen Akzent hinaus Linien, Farbflächen, Schrift und Zeichen, Gegenstände, Typographien, Piktogramme zu einer harmonisierenden Struktur und stellt somit jenseits der Realität bildimmanente Zusammenhänge her. Damit wird der persönliche Ausgangspunkt nicht neutralisiert, sondern permanent aktualisiert; er gibt dem Betrachter Spielraum, Zusammenhänge zu lesen und neu zu definieren.

Seine 2013 entstandenen Bildserien, die in der Regel aus 4-5 hochwertigen Digitaldrucken bestehen, nehmen den Betrachter mit auf die Reise:

Rainer Roßbach        Rainer Roßbach

Die Serie „Urban Gelb“ beschreibt Stationen, wie zum Beispiel „Potsdam“. Schwarz-Weiß die fotografische Grundlage, die ihre starke Dynamik zum einen durch die schwungvolle Kalligraphie entwickelt, und zum anderen durch den weiten, Himmel und Architektur verbindenden Sprung einer Person; der Hintergrund mit kräftigen gelben Pinselstrichen markiert, verstärkt und belebt den Moment.

„Meade“ bezieht seine Spannung dagegen aus der Konzentration auf die Vertikale bei gleichzeitigen stark zirkulären Elementen: gestapelten Kordel- bzw. Kabelrollen am Boden und ihre lineare  Verbindung mit einem nicht eindeutig zu identifizierenden Gebäudeausschnitt, vergleichbar einem Glaskörper, einer Linse, im oberen Zentrum des Bildes. Assoziationen von Datenfluten und ihrer nicht durchschaubaren Verwertung sind hier sicher gewollt.

Rainer Roßbach                     Rainer Roßbach                      Rainer Roßbach

Die Serie „Straße-Zeichen-Kreuz“ ist bestimmt durch eine klare horizontale Trennung: Im Oberen Bereich die Schwarz-Weiß- Fotografie eines Menschen, frontal, bis zur Taille abgebildet, in weißem Umriss und schnellem Strich, vor gelbem Hintergrund. Er hält hinter rosa Folie ein Verkehrsschild in die Höhe, welches unterschiedliche Richtungen angibt. Im unteren Bereich: fotografische Versatzstücke, einer einstigen Fahrt durch die USA.

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Die Serie „Samples“ basiert wiederum auf dem Dreiklang „Gelb-Weiß und Schwarz“, es finden sich Zahlen, einzelne Wörter aus dem Englischen, Zeichenelemente wie Linien und Schraffuren, sowie Piktogramme; sie scheinen aus „Faltschachteln“ hervorgeholt und erobern in ihrer Singularität die Fläche.

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Dass Kunst durchaus auch humorvoll sein kann, beweist Rainer Roßbachs Bildfolge „Somadog“. Mit einem Augenzwinkern begegnen dem Betrachter Hunde „auf dem Weg zur Erkenntnis“ und zur „Transzendenz“. Und wo finden Hunde ihre Erleuchtung? ganz sicher an einem Pfosten und dem entsprechend werden Hund und Pfosten aus allen Blickrichtungen paraphrasiert, ergänzt auch hier durch Kalligraphie und fragmentierte Zeichen des Zen.

Ist Rainer Roßbach in den letzten Jahren durch seine grafisch ausgefeilten Autoserien wie „Plastik-Porsche“, „Trips + Porsche“ oder „Ferraris“ bekannt geworden, so eröffnet sich in seinen neuen Serien das breite Spektrum seines unverkennbaren Stils.

Rainer Rossbach

 

Zurzeit sind die Werke in der Prova-Gallery in Linz am Rhein,
Vor dem Leetor 26, ausgestellt und nach
Terminvereinbarung (0170 4849532) zu besichtigen.

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