HORIZONT - der Maler Hannes Rötter

Von Denise Steger
29.6.2014

Prova 

Ein Horizont erschließt sich dem Betrachter als eine horizontale Linie, die Himmel und Erde, beziehungsweise Himmel und Wasser voneinander trennt. Je nach Standpunkt des Betrachters liegt diese Linie höher oder niedriger in unserem Gesichtsfeld. Wir sehen also eine teilende Linie und zwei gleich- oder ungleich große Flächen bzw. Räume. Diese Elemente bestimmen die formale Grundlage der zurzeit in der PROVA Galerie in Linz ausgestellten Acryl-Gemälde des in Berlin geborenen und seit vielen Jahren im Rheinland lebenden Hannes Rötter. 

Eine große, über 40-teilige Serie, durch die Form vereint, mit der selbst gestellten Aufgabe, in der Abwandlung eines Gedankens seine unerschöpflichen Varianten zu ergründen und zum Ausdruck zu bringen - eine Herausforderung an sich selbst in der Herausforderung durch die Kunst.

Die Zauberwörter heißen Farbe, Licht und Schatten. Wer das Werk von Hannes Rötter über die Jahrzehnte seines Schaffens verfolgt hat, der kann sich vielleicht eine Vorstellung davon machen, wie sehr er mit der Stimmigkeit der Farbe permanent ringt, aber es ihm immer wieder gelingt, eine optimale Wirkung im Hell-Dunkel, im heftigen Kontrast, starker Intensität oder in gestufter Tonigkeit zu erzielen.

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Durch die Reduktion des Bildes auf eine einzige zentrale Linie gewinnt die Farbe an Raum, an Macht und ist dennoch in ein Oben und Unten gezügelt – und, das sollte hier auch nicht vergessen werden, an eine Vorstellung von „Landschaft“ rückgekoppelt. Denn Hannes Rötters Gemälde erschließen sich dem Betrachter als Landschaft, wohl kaum einer kann sich dieser Assoziation entziehen. Allein der Titel der Ausstellung „Horizont“ will das suggerieren.

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Das bisherige Werk von Hannes Rötter, war und ist durch die „Landschaft“ geprägt. Im Besonderen die Norwegische Landschaft mit ihren Bergkanten, Tälern und weiten Flächen im dramatischen und schnell wechselnden Licht des Nordens, und auch das Land selbst, seine Menschen, die Sprache, die Literatur, sind seit den frühen 70er Jahren die große Inspirationsquelle des Malers. Dennoch greift der Begriff „Landschaftsmaler“ zu kurz. Hannes Rötter ringt der Landschaft Formen ab, um daraus seine Kunst zu schaffen – durchdringt sie, erforscht und reflektiert sie im Geiste mit dem Blick des Künstlers, wählt aus, abstrahiert mit der Hand des Zeichners. Er lässt sich auf Licht und Stimmung im Angesicht der Landschaft ein, verinnerlicht die Wahrnehmung, um daraus Räume zu schaffen, die Stimmung erzeugen, Gefühle auslösen, Welten, die ihr Geheimnis nicht preisgeben.

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In den vielen Ausstellungen, die Hannes Rötter bis heute durchgeführt hat, nicht nur in der Region Mittelrhein, sondern auch in Norwegen selbst, sind diese Farb- und Lichträume – eine „Wirklichkeit“ hinter der Wirklichkeit, die Landschaft des Künstlers, immer wieder evident; sie sind es, die den Betrachter in ihren Bann ziehen.

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In der aktuellen Ausstellung  in der PROVA-Galerie erfährt in der Konsequenz und Multiplizität der strengen Form und des überwiegend kleinen, annähernd quadratischen Formats, sein Werk nochmals eine Steigerung oder besser, eine Art der Zusammenfassung seines intensiven Schaffens. Man könnte auch von einem Überblick, vielleicht als ein erster Schritt zum „Alterswerk“  sprechen.

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Betrachten wir die Bilder ein wenig näher, so fallen einerseits die großen Darstellungs-Unterschiede auf, andererseits die geringfügigen Abwandlung ihrer selbst. Vielleicht könnte man die Bilder auf einer Abstraktionsskala einordnen oder gruppieren, aber die Richtung verläuft nicht eindimensional. Die Hängung hier sagt viel darüber aus, wie der Künstler diese Ordnung bestimmen möchte.

Jedes dieser Bilder steht auch erst einmal für sich selbst mit seinem ganz spezifischen Charakter. Ruhe, Unruhe, Aufgewühltheit, Dramatik – Und dann hat der Betrachter die Freude des vergleichenden Sehens.

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Der Horizont, den das Auge sucht, ist als direkte oder indirekte Licht- bzw. Farblinie überall präsent; sie gewinnt dort an Stärke und Intensität, wo die reine Farbe das Bild bestimmt, zum Beispiel im komplementären Rot und Grün, vom Dunkel des unteren Bildrands ins Licht entwickelt, oder in abgeschwächter Variante ein Grün in Grün, das dem Auge Ruhe gönnt. Versionen in kräftigem warmen Rot, konfrontiert mit kühlem Violett, oder in gleißendem Orange-Gelb, die Hitze eines Tages suggerierend, oder aber die schattigen, aus der das Licht erwächst. Gerade jene Bilder, wo der Horizont am stärksten hervortritt, entfernen sich am Weitesten von dem Begriff der Landschaft, der in den anderen Gemälden mit Himmelsformationen unterschiedlichster Art, die sich im Irdischen spiegeln, uns greifbar entgegenkommt. Es sind jene Bilder, wo die Farbe für sich selbst steht, die auf metaphysischer Ebene Unendlichkeit und Weite dieses Universums transportieren, aber auch Sehnsüchte und Utopien des Betrachters wecken.

Prova   Die Ausstellung ist noch bis zum 27. Juli zu sehen.

   Öffnungszeiten: Sa und So 11:00 – 16:30 Uhr

   und nach Vereinbarung

   hroetter@ gmx.de – Tel.  02642 42 63 7

   PROVA  Galerie

   Vor dem Leetor 26, 53545 Linz am Rhein

   Tel.  02644 95 10 50

   www.prova-gallery.com

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