Die Philosophin

Von Denise Steger

Keramik 

 

 

 

 

Gabriele Pütz ist eine Philosophin unter den Kunstschaffenden. Die intensive und kritisch-skeptische Auseinandersetzung mit Geisteswissenschaftlichen Theorien und der Medizin ist der Nährboden ihrer Kunst. Die Philosophie in ihren Installationen, Objekten, Grafiken und Fotografien ist natürlich eine andere, als sie es vorher war, denn sie besitzt Bilder, neue fragile Ordnungssysteme und einen anscheinenden Wegweiser in die haptische Realität. In der Verknüpfung komplizierter Thesen (von Baruch de Spinoza bis Wittgenstein) mit scheinbar banalen Alltagsdingen und Erlebnissen, die sie aus ihrer persönlichen Biografie und ihrer Umgebung schöpft, gelingt es Gabriele Pütz beinahe spielerisch, dem Betrachter einen sinnlichen Zugang zu einer ausgesprochen schwierigen Thematik zu verschaffen und daraus Erkenntnis zu gewinnen.

Die an der Fachhochschule Köln studierte Bildhauerin und Keramikerin setzt in ihren Arbeiten bewusst auf die Irritation des Materials, die dem Betrachter Robustheit vorgaukelt, wo Zerbrechlichkeit herrscht, eine in ironischen Brechungen immer wieder aufscheinende Mehrdeutigkeit, die den schwankenden Boden verdeutlicht, auf dem wir uns in Fragen des Wissens und der Erkenntnis permanent befinden. Ihre keramischen Werke wie „Himmelsbohrer“, „Sägekissen“, „Cuore“ oder „Wegräumer“ sind nicht nur ein ständiger Angriff auf die vermeintliche Gewissheit der Wahrnehmung, sondern evoziieren in ihren Gegensatzpaarungen eine Kette von Denkprozessen.

 Keramik     Keramik     Keramik     Keramik

Gabriele Pütz ist eine sehr genaue Beobachterin unserer Wirklichkeit, sieht in komplexen Zusammenhängen die einzelnen Elemente und leitet daraus systematisch vergleichende Informationen ab: Ihre Fotoserie „Wegweisungen“, in der numerische Angaben auf gelben Gasometer-Zeichen am Straßenrand mit solchen aus der Bibel identifiziert sind, spielt mit den Fragen, ob die Bibelstelle der wirkliche Wegweiser ist, oder, wo der eigentliche Wegweiser ist, oder, welchem Sinn der Betrachter zu folgen hat, oder ob es gar einen göttlichen Wink am Straßenrand gibt?

 Fotoserie                                   Objekt

In Alfter bei Bonn geboren und im katholischen Rheinland aufgewachsen, zieht sich die ironisch-kritische Auseinandersetzung mit der Religion wie ein roter Faden durch ihr Werk. Der Alltag wird ebenso in Bezug zum Göttlichen gesetzt, als umgekehrt, so formen in ihrer Plastik „dominus domino“ schlichte Dominosteine ein Kreuz, der Sortierkasten ist als Sarg darunter platziert. Das Spiel mit Worten und dem Wort-Sinn, ein weiterer Aspekt ihrer hochintelligenten, von Anspielungen reichen Kunst schwingt auch hier, wie in vielen ihrer Titel mit.

„Die Gefahr der Worte“ hieß denn auch ihre Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum in Bonn anlässlich der Verleihung des Rheinischen Kunstpreises an sie im Jahr 2006. In Wittgensteins Philosophischen Untersuchungen heißt es: „Die Sprache ist ein Labyrinth von Wegen. Du kommst von einer Seite und kennst dich aus; du kommst von einer anderen zur selben Stelle, und kennst Dich nicht mehr aus." Die Werke von Gabriele Pütz generieren diese These, lehren uns in ihrer semantischen Losgelöstheit Skepsis, aber auch Überraschung und neue Sichtweisen.

Gabriele Pütz gehört zu den Introvertierten. Ihre Kunst, die sie, innerlich frei von gängigen Trends und Meinungen, geduldig, intensiv, mit einem langem Atem und einem unerschöpflichen Ideenrepertoire über Jahre hinweg entwickelt, sträubt sich gegen einen Markt der Ego- und Gigantomanie. Auf dem Gebiet der Graphik und Rauminstallation mit der ihr eigenen Perfektion zu Hause, war sie zuletzt 2012 in den Kunstprojekten „Endstation“ in Königswinter und „Reliquion“ im Roentgen-Museum in Neuwied und unter dem Titel „Verstandesding – Sinnending“ mit einer Einzelausstellung im „Haus der Begegnungen“ in Bonn vertreten. Wir wünschen uns mehr von Gabriele Pütz´ hervorragender Kunst zu sehen!

Grafik

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