Eine Präsentation im Roentgen-Museum Neuwied
Von Anna Gesher
8.12.2013
„Gemälde, Grafiken und Plastiken zeitgenössischer mittelrheinischer Künstler“ ist der offizielle Titel der Jahreskunstausstellung im Roentgen-Museum (ehemals Kreismuseum) in Neuwied. Die Ausstellung, die einen breiten Querschnitt regionalen Kunstschaffens auf hohem Niveau präsentiert, ist am Mittelrhein einzigartig und hat Tradition. Das ehemalige Kreismuseum gehörte zu den ersten Museen, die nach dem Krieg wiedereröffnet wurden, dem entsprechend fanden bisher bereits 67 Jahreskunstausstellungen statt. War in den Anfängen die Beteiligung auf 30 Künstler aus der engeren Neuwieder Umgebung beschränkt, so hat sich der Gebietsradius der Teilnehmenden bis heute erheblich erweitert und reicht etwa von Boppard bis Bad Honnef, zudem haben alle, die in der Region geboren wurden, das Recht, Werke einzureichen. Der Platz in den drei großzügig angelegten Räumen des Museums ist allerdings begrenzt, und so musste eine 7-köpfige Fachjury aus rund 250 Werken eine Auswahl treffen.
94 Künstler hatten sich in diesem Jahr beworben, davon wurden 45 mit insgesamt 61 Werken angenommen. Die Ausstellung, die sich in der Region großer Beliebtheit erfreut, war bei der Eröffnung wie immer so überfüllt, dass die Sitzplätze im Festsaal schnell vergeben waren und viele in den angrenzenden Seitenräumen einen Steh-Platz finden mussten, nicht zuletzt, um dem grandiosen Konzert des Cellisten Yoel Cantori (Rheinische Philharmonie, Koblenz) und seiner Klavierbegleiterin, der Konzertpianistin Milica Vickovic-Reffgen zuzuhören.
Der akustische Genuss leitete perfekt über zum optischen, einem Gang durch die Ausstellung. Bei der enormen Vielfalt an Themen, Stilen und Techniken kommt keine Langeweile auf. Altbekanntes und Neues mischen sich und bieten, auch aufgrund der klugen Hängung, immer wieder neue Aspekte der Betrachtung.
So begegnen uns die Linolschnitte von Angelina Konrad und die Sample-Grafiken von Rainer Rossbach wieder (Kunst am Mittelrhein berichtete darüber). Andere Künstler haben sich konkret mit der mittelrheinischen Landschaft auseinandergesetzt, wie zum Beispiel der Koblenzer Künstler Andreas Bruchhäuser in seinen Pastellarbeiten „Hammerstein“ und „Kornfeld bei Heimbach-Weis“ oder der Mitbegründer der Dierdorfer Uhrturm-Galerie Uwe Langnickel mit seinen Zeichnungen „Am Deich“. Aber auch die „ideale“ Landschaft findet ihren Platz in den Ölgemälden von Andrea Pröls. Die kleinformatigen Meisterwerke, die die Malerin seit Jahren entwickelt, sind eine nahezu perfekte Komposition von Raum-Farbe-Natur – eine Metaphysik der Landschaft. Als Metaphysik der Architektur in der Verbindung zur Natur könnte man dagegen das Werk „Hommage an Libeskind“ der Andernacher Künstlerin Karin Luithlen bezeichnen.
Nicht unterschiedlicher könnten die Werke des Künstlerpaares Anna und Jochen Röder, ebenfalls aus Andernach, sein: Ihre, an die realistische Malerei gebundenen inhaltsreichen Fantasien und seine, beim Hören von Minimal-Musik Steve Reichs oder Phil Glass´ entstandenen intensiven Farbvariationen der konkreten Art.
Ebenfalls der realistischen Malerei verpflichtet sind die Werke von Lois Michéle Wetzel, die nach Fotovorlagen mit akribischer Vorzeichnung ihre Motive auf eine großformatige Leinwand bringt und in Öl realisiert. Körper und Bewegung spielen dabei eine zentrale Rolle, so ist sie im Museum mit dem Bild „Climbers Back“ vertreten.
Ohne Vorzeichnungen, eher spontan entwickelt Maximilian Schilling seine Motive direkt auf der Leinwand, fügt hinzu, ändert… begrenzt sich selbst nicht in seiner Phantasie und seinen Gedankengängen und kommt so, mit teils großzügigem Pinselstrich, teils elaborierten Bildpartien, zu überraschenden Lösungen.
Völlig anders das filigrane Werk unserer Redaktionsleiterin Denise Steger, die mit ihren „Objektsystemen“ einen völlig neuen Stil etabliert hat; sie stellt auf der Grundlage eines konstruktivistischen Gerüstes kleine Gemälde und sorgfältig ausgewählte und bearbeitete Objekte in einen thematischen Zusammenhang, der vom Betrachter simultan gelesen werden kann.
An plastischen Werken fallen die Kleinkeramiken von Marianne Dick „Hommage an Gönnersdorf, Frauengruppe“ oder auch die bemalten Porzellan- bzw. Keramikschädel von Sigrid Langert auf. Schwergewichtiger dagegen die aus zwei verzahnten Halbkreisen bestehende Stahlskulptur des Breitscheider Bildhauers Hans Otto Lohrengel.
Es gäbe noch viel von dieser spannenden Ausstellung zu berichten,
sie ist noch bis zum 26. Januar geöffnet.
Öffnungszeiten und Begleitprogramm:
www.roentgen-museum-neuwied.de