Der Remagener Apollinarisberg in der Kunst

Von Elli Grawe
8.10.2013

Apollinariskirche 

 

 

 

 

 

 


Der Apollinarisberg bei Remagen prägt mit seiner ab 1838 von Ernst Friedrich Zwirner errichteten neogotischen Kirche, deren Wahrzeichen ihre vier schlanken, hoch aufragenden, mit Filialen geschmückten Türme sind, auf markante Weise das Rheinpanorama. Bereits der Vorgängerbau, 1110 im Auftrag der Benediktinerabtei Siegburg errichtet, war eine bedeutende katholische Wallfahrtsstätte, beherbergte sie doch die Reliquie des hl. Apollinaris, die im Jahr 1164 von dem Kölner Erzbischof Reinald von Dassel aus Italien überführt wurde. Es wundert nicht, dass der Apollinarisberg auch in der Kunst ein bevorzugtes Motiv darstellt. Erhard Wacker hat in seiner neuen Publikation „Der Remagener Apollinarisberg in der Kunst“ eine Reihe von Bildern vom 17. Jahrhundert bis heute zusammengestellt, an der sich die Geschichte, Bedeutung und Rezeption dieser Kultstätte anschaulich ablesen lässt.
 

Eine erste gesicherte Darstellungen des Apollinarisberges, der vor der Reliquientranslation noch „Martinsberg“ hieß, stammt aus der Zeit des 30jährigen Krieges; sie zeigt die am Fuß des Berges brennende Stadt Remagen. Bereits eine 1636 entstandene Zeichnung von Wenzel Hollar besticht durch ihre Detailgenauigkeit. Die Miniatur- Zeichnung De Dous in Johann Franz von Welsers „Historisch-topographischen Beschreibungen des Fürstentums Jülich aus dem Jahr 1723 gibt den Apollinarisberg als eine mit Wehrtürmen befestigte Klosteranlage wieder. Die Konventsgebäude der ehemaligen Benediktinerabtei wurden ab 1139 neben der Kirche errichtet und bestanden, wenn auch in veränderter Form, bis zu ihrem Abriss 1965.

Apollinarisberg

Die künstlerische Rezeption der Rheinlandschaft setzte bereits im 17. Jahrhundert ein. Dichter und Maler, die es in den Süden zog, so auch die in der Landschaftsmalerei führenden Holländer, z. B. Hermann Saftleben (1609-1685), und am Ende des 18. Jahrhunderts auch zahlreiche Engländer, waren von den Ausblicken auf ihrer Reiseroute in hohem Maße begeistert. Sie legten mit ihren Gemälden eine wichtige Grundlage für die Entwicklung in der Romantik, wo sich die „ideale“ Bildauffassung zur „romantischen“ wandelte.

Apollinarisberg

Voraussetzungen für die weitere Entwicklung im 19. Jahrhundert waren die nach dem Wiener Kongress aufgehobene Kontinentalsperre und die damit gegebenen uneingeschränkte Reisefreiheit auf dem Kontinent. Die linksrheinische Route Napoleon und die Entwicklung der Dampfschifffahrt eröffneten eine neue Infrastruktur:  1816 fuhr der erste Dampfer, die „Prinz von Oranien“ von London nach Köln. Ab 1823 wurde eine regelmäßige Verbindung zwischen Rotterdam und Köln eingerichtet, ab 1827 nahm die rheinisch-preußische Dampfschifffahrt einen geregelten Personenverkehr zwischen Köln und Mainz auf. 1829 besuchten schon mehr als 16.000 Touristen englischer Herkunft das Rheinland per Schiff. Für sie viele andere galt es, illustrierte Reisebeschreibungen und Führer bereitzustellen.

Apollinarisberg                   Apollinarisberg

Einen großen Beitrag für die Attraktivität der Rheinlandschaft leistete natürlich Friedrich Ludwig IV. mit dem von ihm geförderten Wiederaufbau historischer Gebäude. Sein Interesse für das deutsche Mittelalter war politisches Programm, z B. der nach Friedrich Schinkels Plänen vollzogene Wiederaufbau und Ausbau der mittelalterlichen Burg Stolzenfels, die 1689 von den Franzosen zerstört worden war. Innen und außen mit Wandmalereien versehen, wurde die Vollendung 1842 gefeiert. Der König nahm hier nicht nur seinen Wohnsitz, sondern das Schloss stand Besuchern zur Besichtigung offen.

Die Neuerrichtung der Apollinariskirche und ihre umfassende Ausmalung fällt etwa in die gleiche Zeit. 1802 wurde das Benediktinerkloster aufgelöst, 1807 gelangten Kirche und Klostergebäude in den Besitz von Sulpiz und Melchior Boisserée und 1836 wurde das gesamte Anwesen von Franz Egon Graf von Fürstenberg-Stammheim erworben. Der ursprüngliche Plan, die Kirche aus dem 12. Jh. zu sanieren, scheiterte an ihrem schlechten Erhaltungszustand. Der Architekt Ernst Friedrich Zwirner (1802-1861), Mitarbeiter Karl Friedrich Schinkels, Kölner Dombauinspektor und Dombaumeister übernahm die Aufgabe und schuf einen, in Anlehnung an Schinkels Alexander-Newski-Kapelle bei St. Petersburg, über einem griechischen Kreuz errichteten Bau, der mit seinen reichen neogotischen Schmuckelementen an der Außenfassade zu einem mittelrheinischen Wahrzeichen wurde. 1847 war der Bau der Kirche im Wesentlichen fertig gestellt. Die kostbare Ausstattung und die großflächige Ausmalung, die im Geiste des Ideals der Nazarener  als umfassendes Gesamtkunstwerk von den Schülern des Düsseldorfer Akademiedirektors Johann Gottfried Schadow (1764-1850), den Malern Ernst Deger (1809-1885), Andreas Müller (1811-1890) dessen Bruder Karl Müller (1818-1893) und Franz Ittenbach (1813-1879) ausgeführt wurde, zog sich noch zehn Jahre hin. Am 28. März 1857 wurde die Kirche geweiht und am 23. Juli die Kopf-Reliquie des hl. Apollinaris in der noch aus dem 12. Jh. erhaltenen Grabtumba in der eigens errichten Krypta beigesetzt.

          Apollinarisberg                  Apollinarisberg

Der Berg und seine Kirche sind bis heute Begegnungsstätte sowohl gläubiger Pilger als auch begeisterter Kunstliebhaber und Wissenschaftler, die diesem Anwesen Hochachtung und Bewunderung entgegenbringen.

Apollinarisberg

www.sankt-apollinaris-remagen.de

Erhard Wacker: Der Remagener Apollinarisberg in der Kunst. Bildnerische Darstellungen von 1633 bis 2013. Remagen 2013.

Das Buch kann in der Verkaufsstelle der Apollinariskirche erworben oder direkt vom Autor bezogen werden: Dr. Erhard Wacker, Wässigertal 11a, 53424 Remagen, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

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