Rheinromantik

Das Siebengebirgsmuseum Königswinter im Portrait

Von Anna Gesher
4.8.2013

Rheinromantik 

„1000 Jahre wie ein Tag“, der Leitsatz aus der Legende des „Mönches von Heisterbach“ ist programmatisch für die Zeitlosigkeit romantischen Ideals. Die Chor-Ruine der ab 1809 abgebrochenen Zisterzienserabtei und ihre Rezeption in der Kunst steht für die Romantisierung eines historischen Ortes, der in dem 2011 neu eröffneten Siebengebirgsmuseum in Königswinter einen festen Platz hat. Von dem Gemälde Oswald Achenbachs, über seltenen Grafiken aus der Sammlung Stiftung Abtei Heisterbach bis hin zur Rekonstruktion nach Zeichnungen Sulpiz Boisserées und 3-D-Animation, wird die geschichtsträchtige Stätte in allen Facetten gespiegelt. Herzstück des Museums ist jedoch die rund 500 Kunstwerke umfassende private Sammlung RheinRomantik, die im halbjährigen thematischen Wechsel, begleitet von einem hervorragenden didaktischen Konzept, präsentiert wird.

Schwerpunkt der Sammlung zur Entwicklung der Malerei im Rheinland im 19. Jahrhundert sind Werke der Düsseldorfer Malerschule, wie die von Andreas und Oswald Achenbach, Johann Wilhelm Schirmer, Caspar Scheuren oder Carl Friedrich Lessing, daneben englische Landschaftsmaler und frühe Koblenzer Künstler. Hierzu gehört zum Beispiel Johann Jakob Diezler (1789-1855), an dessen Ölgemälde „Niederlahnstein und Kapelle Stolzenfels“ an einer der „Medienstationen“, die für Besucher, die den Wunsch nach umfangreicher Information haben, im Museum bereitstehen, eine exemplarische Bildanalyse abrufbar ist, die einen tiefen Einblick in die Kompositionstechnik des Malers und der Malerei des 19. Jahrhunderts insgesamt ermöglicht.

Rheinromantik

Zurzeit steht die inzwischen IV. Auswahl der Sammlung RheinRomantik, die noch bis zum 6. November 2013 zu sehen sein wird, .unter dem Titel „Landschaft als Erinnerung“. Die Präsentation greift die Gegensätze im Bild der Rheinlandschaft angesichts wachsender Industrialisierung und romantischer Idealisierung auf. Gleichzeitig ist die künstlerische Rezeption auch Dokument von Zustand und Veränderung.

Rheinromantik          Rheinromantik

Für ein regionalgeschichtliches Museum ist natürlich die Landschaft seiner Umgebung, das Siebengebirge, herausragender Bezugspunkt und zieht sich wie ein roter Faden durch die Themen, die das Museum in seiner Präsentation aufgreift. Passender Einstieg in die Dauerausstellung, ist ein brilliantes und Detail genaues Großdia, ein Panorama des Siebengebirges, aufgenommen an einem Sommertag des Jahres 2011 von dem Fotografen Axel Thünker. Die zahlreichen landschaftlichen Facetten, die sowohl offensichtliche als auch verborgene Spuren menschlichen Wirkens und Gestaltens offenbart, nutzt das Museum als „Aufhänger“ und lässt sie in ihrer historischen Qualität bewusst und erlebbar werden.

Rheinromantik

 Die jüngste Erweiterung des Museums bot neben dem Flächengewinn und der Verknüpfung mehrerer bis dahin räumlich voneinander getrennter Baukörper, die Installation eines medialen Konzeptes, wie es seinesgleichen in der Region wohl nicht ein zweites Mal gibt. Damit ist dem Besucher auf den verschiedensten Ebenen die Möglichkeit gegeben, sich den Themen intensiv zu nähern und durch die große Anschaulichkeit ein tiefes Verständnis zu entwickeln.

Die Dauerausstellung gliedert sich in 4 Abteilungen:

 „Ressourcen – Die Nutzung der Landschaft“
„Spurensuche – Geschichte in der Landschaft“
„Rheinreise – Tourismus im 19. und 20. Jahrhundert“
„Rheinromantik – Traum und Wirklichkeit“

Als Beispiele aus den 4 Abteilungen können hier nur einige genannte werden: Ein interaktives Modell zum römischem Steinabbau, das Modell eines gigantischen maßstabgetreuen  „Holländerfloßes“ das die Nutzung des Rheins als Transportschiene dokumentiert, ein offenes Archiv mit Dokumenten von Zeitzeugen über Krieg und Judenverfolgung, ein als „Puzzle“ gestaltete Landschaft aus der Vogelperspektive, dessen abnehmbare Teilstücke auf ihrer Unterseite die Geschichte des Ortes dokumentieren, die Utensilien einer Tourismusbranche, wie sie besonders der „Drachenfels“ in der Vergangenheit generiert hat, natürlich darf auch der berühmte Esel, auf dem man den Berg „erreiten“ kann, nicht fehlen, eine Lounche, in der der Besucher sich an den virtuellen Tisch eines Geschichten erzählenden Hotelgastes setzt, das Gemälde des Malers Nicolaus Christian Hohe, der im Auftrag der englischen Familie Smyth 1840 die reisenden Engländer auf einer Plattform mit Aussicht auf die Godesburg gemalt hat, unter ihnen auch Prinz Christian zu Schleswig-Holstein-Glücksburg mit einem Zeichenbrett in Händen die Landschaft festhaltend….

Rheinromantik                 Rheinromantik

Ein wohl einzigartiges Dokument ist ein überdimensionierter Spaten, der bei den Umbaumaßnahmen des Museums in der Erde gefunden wurde. Kann es sich doch hier nur um den von einem der sieben Riesen handeln, die der Sage nach das Siebengebirge aufschütteten.

Rheinromantik

Das Siebengebirgsmuseum hat neben den Dauerausstellungen und der Ausstellung aus der Sammlung Stiftung RheinRomantik auch weitere Wechselausstellung zu bieten, zurzeit noch die von Albrecht Trillhaase.

Des Weiteren freitags, ca. 14tägig, „Backen im historischen Königwinterer Steinofen“.

Zweimal im Monat findet mittwochs, 18-19 Uhr, die Aktion „Kostprobe“ statt, für eine Stunde wird zu einem ausgewählten Thema bei einem Glas Wein geladen.

 

Rheinromantik       Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter

       Ausgezeichnet TOP Regional Museum 2012

       Kellerstraße 16

      53639 Königswinter

      Tel. 02223 3703

      www.siebengebirgsmuseum.de

 

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