Eye to Eye

Fotokunst von Graham Nash in der ArtBonn Galerie

Von Denise Steger

25.6.2013

Graham Nash 

 

 

 

 

 


Anlässlich der Europatournee der legendären Rock-Gruppe Crosby, Stills & Nash, die die Musiker gestern auch nach Bonn geführt hat, stellt das Multitalent Graham Nash erstmals in Deutschland eine Auswahl von Fotos aus seiner berühmten 2004 erschienenen Buch-Edition „Eye to Eye“ in Bonn aus, nicht nur ein unschätzbares Dokument einer über 40-jährigen Rockgeschichte, sondern Fotografien von hohem künstlerischen Rang, die den Betrachter durch ihre Unmittelbarkeit sofortin den Bann ziehen. Die Kamera hat Graham Nash seit seiner Kindheit begleitet, der professionelle Umgang mit ihr, das untrügliche Gespür zu haben, den optimalen Augenblick einzufangen, jenseits gekünstelter Posen oder arrangierter Szene, hat ihn in dem halben Jahrhundert seines Schaffens nicht verlassen.
 

ArtBonn stellt 40 Fotografien aus den 150 Aufnahmen von „Eye to Eye“ vor. Vier Themenbereiche stehen im Mittelpunkt: „Selbstportrait“, „Musikerkollegen“, „Freunde“ und „Familie“ – Sie zeigen Menschen, deren Privatheit und Distanz in allen stilistischen Feinheiten und Facetten der Fotokunst wiedergegeben sind.

                            Graham Nash   

Die Selbstportraits, deren zentrales Medium „der Spiegel“ ist, geben Graham Nash auf seinen Tourneen, in scheinbar zufälligen Situationen wieder: Der Spiegel im Bad des Holiday Inns 1977 wird ebenso zum Rahmen, wie der Rückspiegel eines Autos in Paris 1987, der Fenster-Spiegel eines Elektro-Ladens in der New Yorker Sixth Avenue 1993, oder auch ein auf dem Boden stehendes Gefäß, in dem Graham Nash seine Gesichtszüge festhielt, unmittelbar nachdem er vom Zusammenbruch des World Trade Centers 2001 erfahren hatte. Mehrfachspiegelungen mit Sonnenbrille vor einem Passport-Fotoshop 1974, und auch das Doppelportrait mit seinem Geschäftspartner Marc Holbert in Jokohama zeigen die Unendlichkeit seiner innovativen Darstellungsmöglichkeiten.

Graham Nash                              Graham Nash

Zusammen mit Marc Holbert gilt Graham Nash zudem als Revolutionär der digitalen Drucktechnik. In ihrer 1989 gegründeten Firma Nash-Editions entwickelten sie ein weltweit anerkanntes Druck-System (digital fine-arts printmaking), das heute bei allen bedeutenden Museen und Fotografen der Welt gefragt ist. Für seine Leistungen wurden dem inzwischen amerikanischen Staatsbürger Graham Nash 2010 der Britische Verdienstorden OBE (Officer of the Order oft he British Empire) und zweifach die Ehrendoktorwürde verliehen. Außerdem wurden Nash und Holbert mit dem PMDA-Visionärs-Preis ausgezeichnet.

Auch die im Format 28 x 20,3cm, speziell für die Bonner Ausstellung in einer Auflage von je 35 Exemplaren präsentierten Bilder wurden von Nash-Editions in Los Angeles aufwendig in deren Archival Digital Print Verfahren gedruckt. Sie alle sind auf der Vorderseite handsigniert.

Neben den Selbstportrais beeindrucken die sensiblen konzentrierten Aufnahmen von Graham Nashs Band-Kollegen, David Crosby, Steven Stills und auch Neil Young, der zeitweise mit der sich immer wieder neu formierenden Gruppe zusammenspielte. Zum Beispiel ein Portrait von David Crosby „Shattered Croz“, prismatisch in Quadrate aufgelöst, oder das „kippende“ Triptychon von Steven Stills 1969, während der Aufnahmen zum ersten Crosby, Stills, Nash and Young-Album.

Graham Nash                                           Graham Nash

In der dritten Abteilung finden wir wiederum David Crosby, lesend, sich am Flughafen San Franzisco die Zeit vertreibend, und auch hier überzeugt die schlichte Ehrlichkeit der Aufnahme. Ebenso überzeugend ist die, aus dem Jahr 1972 stammende, des Konzertveranstalters und Autors des Buches „Ein Leben zwischen Rock & Roll“, Bill Graham, der 1991 auf tragische Weise bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kam.

Für das Portrait von Jonny Cash in Nashville 1969 wählte Graham Nash den Schatten „The Man in Black“. Der Schatten selbst oder Verschattungen sind ein häufig anzutreffendes Stilmittel von Graham Nash und in der Vielseitigkeit der Anwendung immer aufs neue zu entdecken: Die Schatten nicht im Bild präsenter Menschen bis auf Lou Diamond Philipps während des Verde Valley School Benefit 1991 kreieren nicht nur einen besonderen Bildrhythmus, sondern verweisen auf ein „Geschehen hinter dem Bild“.

In der ausgestellten Reihe zur Familie fasziniert das geheimnisvolle Schattenbild aus dem Jahr 1981, eine Aufnahme von seiner Frau Susan, die den Sohn Will trägt.

Graham Nash

   Die insgesamt sechs Aufnahmen von Graham Nash´s Familie sprechen
   für sich selbst: ein intimes Portrait seiner Frau Susan aus dem Jahr 1982,
   die Familie „hinter dem Fenster“, 1989, die Söhne Jackson und Will 1990,
   eine fröhliche Runde seiner drei maskierten Söhne und zweier Cousins
   in Disneyland 1989 oder auch das beeindrucke Staunen des 5-jährigen
   Sohnes Jackson vor einem Aquarium („The Observer“).

 

 

Graham Nash´s Fotografien vermitteln Gefühle, Gefühle sowohl der Nähe, als auch der Unnahbarkeit, Kraft und Sensibilität…

Klarheit und Verwischung, Statik und Bewegung – Gegensatzpaare immer wieder aufs Neue verbunden, sie überraschen, lassen staunen. Graham Nash´s differenzierter Blick spricht mit einer bewundernswerten Ruhe und Gelassenheit von Menschen und einer Welt, die wir neu wahrnehmen und entdecken können. Mit 11 Jahren hat der in Blackpool geborene und in der Nähe von Manchester aufgewachsene Künstler, von seinem Vater, einen Amateurfotografen inspiriert, zum ersten Mal seine Familie fotografiert. „That was the first time I realized that I could see things differently.“

Graham Nash – Musiker, Fotograf, Maler, Songschreiber, passionierter Sammler, Erfinder, engagierter Atomkraftgegner  – ein Universalkünstler; sein eindrucksvolles Werk ist noch bis zum 15. Juli 2013 in der ArtBonn Galerie zu sehen.

ArtBonn
Eye to Eye – Photographs by Graham Nash
Bennauer Str. 22, 53115 Bonn

www.ArtBonn.de

www.GrahamNash.com

www.NashEditions.com

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