Von Denise Steger
14.6.2013
Der Verein zur Förderung von Kunst & Kultur in Bad Honnef e.V. führt seit nunmehr 10 Jahren in seinem großen, lichtdurchfluteten Kubus, unmittelbar am zentralen Rathaus gelegen, hervorragende Ausstellungen aller Kunstsparten durch und hat sich, als einziger Kunstverein von Rang südlich von Bonn auf Dauer etabliert. Zurzeit ist die Mainzer Künstlerin Rita Eller zu Gast, deren skriptuale Malerei, einer Transformation des geschriebenen Wortes in Form und Farbe, changierend zwischen Bilderserien, Collagen und Künstlerbüchern, immer wieder aufs Neue fasziniert. Ihr Medium ist das Papier, in all seinen Sorten, Farben, Formen, Stärken, Schichten und Besonderheiten.
Der haptische Zugang, die Flexibilität des beweglichen, sensiblen Bildträgers ist Einstieg und Grundlage der künstlerischen Bearbeitung. Texte, meist Lyrik, fügen sich kongenial einer Ideenwelt, in der das geschriebene Wort zwar einer der Ausgangspunkte ist, aber in einem konsequent durchgeführten Arbeitsprozess, im Malen, Zeichnen ,Ritzen, Reißen, Verwischen, Überkleben, Überlagern.. eine Wandlung erfährt, deren Inhalte sich zu einer neuen, eigenen Bildsprache formieren.
Rita Ellers Malerei ist im doppelten Sinne des Wortes lesbar, wir können
ihren feinen, überwiegend linearen Strukturen, die teilweise durch
Farbflächen unterlegt sind, bis in kleinste Verästelungen nachspüren,
während im Zusammenhang mit den Titeln sich immer wieder neue
Assoziationen und Gedankenspiele ergeben, die uns letztendlich auf die
„Handschrift“ der Künstlerin wieder zurückführen. Aus zentraler
Verdichtung lösen sich Linien in Farben auf: Worte, die längst zu Chiffren
geworden sind, werden in die Freiheit der Zeichnung und Malerei
entlassen.
Das graphisch-malerische Konzept von Rita Eller führt konsequenterweise zum „Künstlerbuch“, mit deren Herstellung sich die Künstlerin über viele Jahre experimentell auseinandergesetzt hat. Bilder in einer Folge zu „binden“ eröffnet eine kontextuelle Dimension, die sich dem Betrachter unmittelbar durch den haptischen Zugang erschließt. Im Wechsel der Seiten ergeben sich Ideengänge, die überraschen, erstaunen und in ihrer ästhetischen Sensibilität Privatheit zugänglich werden lassen.
Hochkomplex ist zum Beispiel Rita Ellers Künstlerbuch „Du
bist immer gebunden“. Die Buchblätter, die auf der einen
Seite ein 2008 von Rita Eller selbst verfasstes selbstkritisch-
rückblickendes Gedicht über Freiheit und Gebundensein
mit Bleistift geschrieben- auf der anderen den gleichen Text
in Rita Ellers ureigener Kunst-Sprache transformiert zeigen,
sind durch die aus Indien stammende „Palmblattbindung“
wechselseitig lesbar. Der buchstäblich „rote Faden“ verbindet
und bindet, doch erlaubt in diesem speziell lockeren Verbund
ein individuelles Drehen und Wenden der Seiten.
Die ausgesprochen sehens- und entdeckungswerten Arbeiten von Rita Eller sind noch bis zum 30. Juni 2013 im Kunstraum Bad Honnef, Rathausplatz 1, ausgestellt.
Öffnungszeiten: Do und Fr 16-19 Uhr, Sa und So 10-13 Uhr.