CO-OP - Pociecha u. Pietrek

 

          

Von Denise Steger
18. September 2016

Unter dem Titel „CO-OP – Pociecha u. Pietrek“ stellen noch bis zum 24. September die beiden polnischen Künstler Prof. Adam Pociecha und Dr. Damian Pietrek Serien ihres graphischen Werkes in der Bonner Galerie „alter ego“ von Dierk Engelken aus. Dabei ist eine Zusammenschau dieser Werkserien von besonderem Reiz, da Damian Pietrek bei Adam Pociecha an der Akademie der Bildenden Künste in Katowice studierte und heute dort selbst lehrt, das einstige Schüler-Lehrer-Verhältnis sich in ein kollegiales verwandelt hat. Vergleichbar sind die Werke eigentlich nicht, da jeder von ihnen eine ganz individuelle Bildsprache entwirft, die sich in unterschiedlichen Techniken, Stilen, Motiven und Inhalten äußert.

Der 1958 in Balin geborene Adam Pociecha, zweifacher Stipendiat des Kulturministeriums der Republik Polen, und mehrfach ausgezeichnete Künstler lehrt seit 1988 an der Akademie der bildenden Künste in Katowice. In Bonn stellt er eine Serie von Ätz-Radierungen mit dem Titel „Die Kathedralen“ aus. Die sorgsam durchdachten kühnen Kompositionen führen den Betrachter in eine Welt der Architekturphantasie, in ein räumliches Labyrinth feinster sich überlagernder Linien, die sich zu illusionistischen sakralen Gebäuden verdichten. Die meisterhafte Lichtführung schafft einen unendlichen Tiefenraum, reicht von dunklen Schattenpartien bis hin zu aufbrechenden weißen Flächen. Die technisch meisterhaften Grafiken lassen an Goya, Piranesi oder auch Rembrandt denken.

 

Adam Pociecha, Seria Katedry – VI „Motu proprio“. Akwaforta, 40 x 50 cm, 2004 (2006), © Adam Pociecha

Nach Aussage des Künstlers lag seine Inspirationsquelle nur wenige Schritte von seinem Atelier entfernt – ein barockes Kloster, der Wallfahrtsort „Kalwaria Zebrzydowska“. Aber weit über die Türme und Gemäuer dieses Bau-Komplexes hinaus fließen in die Bilder ein großes historisches Wissen um Sakralräume ein, Kuppeln, Minarette, Türme lassen nicht nur die europäische Sakralarchitektur, sondern auch die aus Byzanz, Indien, Samarqand und dem nahen und fernen Osten aufscheinen. Das architektonische Erbe der unterschiedlichsten Kulturen fließt hier zusammen, ineinander verschachtel, unlösbar miteinander verbunden.

 

Adam Pociecha, Seria Katedry – IX „Veni Creator“, Akwaforta, 40 x 50 cm, 2004 (2006), © Adam Pociecha

Doch auch das Unheimliche einer düsteren Zukunftsvision ist in diesen Bildern zugegen. Die Stimmung schwankt zwischen Erhabenheit und Verstörung – es ist eine Welt ohne Lebewesen - vielleicht ein Verweis auf die Allmacht Gottes, die Vergangenheit und Zukunft bestimmt.

 

Adam Pociecha, Seria Katedry – IV „Nulla dies sine linea“, Akwaforta, 40 x 50 cm, 2004 (2006), © Adam Pociecha

 

Der 1975 in Góra Św. Anny (St. Annaberg) geborene Damian Pietrek, Stipendiat des Landes Oberschlesien und des Kulturministeriums der Republik Polen, studierte von 1995-2000 an der Akademie der Bildenden Künste in Katowice und ist seit 2005 dort als Dozent tätig, 2010 promovierte er im Bereich Bildende Kunst.

„Mein Weg zur Schule“ war bis 2013 seine Inspirationsquelle für hunderte von Zeichnungen, die er in einer großen Serie graphisch und malerisch umsetzte. Von seinem Wohnort Gliwice nach seinem Arbeitsort Katovice mit der Bahn fahrend, hielt er seine persönlichen Impressionen und Gedanken täglich fest. Eine Bahnfahrt wird zu einem spannenden Ereignis: Menschen steigen zu, steigen aus, sitzen nebeneinander, sich gegenüber, spiegeln sich im Fenster..., was verrät ihre Mimik, ihre Gestik, was sagt ihre Kleidung über sie, was ihr Koffer, woher kommen, wohin fahren sie, welche Geschichte tragen sie in sich, was tun sie während der Fahrt – Lesen, telefonieren, sich unterhalten, aus dem Fenster sehen…? Und Außen die vorbeihuschende Landschaft, Momentaufnahmen von Feldern, Bäumen, Gebäuden…

 

Damian Pietrek, „15:55 h“, Aquarell/Tusche/Acryl/Tempera, 70 x 50 cm, 2010/2011
© Damian Pietrek

All diese Impressionen fließen in die Bilder von Damian Pietrek ein. Er entwickelt in seinen lavierten Zeichnungen/ Gouachen, und auch Acryl und Ölgemälden, die sich einander annähern, ein Kaleidoskop der Reise, kombiniert sein traditionelles präzises Handwerk mit spontanen Intentionen, und bewegt sich dabei vom Gegenständlichen bis hin zum Abstrakten.

 

Damian Pietrek, „Gespräche - Gefühle“, Acryl/Öl auf Leinwand, 50 x 40 cm, 2005
© Damian Pietrek

Es sind Bilder einer Reise, die einerseits in ihrem biographischen Ursprung, andererseits in ihrer allgemeinen Bedeutung ein Synonym sind für das Leben und die „Lebensreise“.

 

Damian Pietrek, „Spiegelung im Wasser“, Acryl/Öl auf Leinwand, 50 x 70 cm, 2013
© Damian Pietrek

 

Ausstellung noch bis zum 24.September 2016

„CO-OP – Pociecha u. Pietrek“

Galerie alter ego
Kurfürstenstraße 48

D-53115 Bonn

Tel. 0163 408 1435

Öffnungszeiten:

Di + Fr             10-14 Uhr
Mi + Do           14-18 Uhr

Und nach Vereinbarung

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